Schlafen tut hier niemand. Weniger noch ruhen, wie wir es gestern Abend in einem Kolloquium der Universität herausgearbeitet haben.
Erschlafft besinnungslos; ohnmächtige nackte Mädchenkörper im gleißenden Scheinwerferlicht; welches es zur damaligen Zeit so noch überhaupt nicht gab. Doppeltes Kunstlicht deswegen sozusagen.
Wie betäubt, narkotisiert, recken sie kraftlos übersättigte Schönheit und träg schummrigen Geist dem Betrachter entgegen.
Wie hingefallen und unfähig noch in eine bequeme Schlafposition zu kriechen … Schwer gestützt, das Kinn auf die Hand, an das kühle Becken des Brunnens gelehnt … Obszön überstreckt – wie aufgebahrt – als Trophäe beinahe präsentiert: die Junge im Bildhintergrund auf dem scharfen Stein … Und wegweisend einladend, die auf dem Hinterteil platzierte Hand der Schönen in der ersten Reihe.
Die schmutzigen Füße verraten die Party. Die Positionen der Besinnungslosen den Exzess. Hier wird „nachgeschlafen“!
Nur, was machen wir daraus? Was sollen wir daraus lesen, wenn wir es sehend verstanden haben? Ist es der Zeigefingerzeig des Sir Lely, der feiernde Dekadenz verdammt? Ist es die Droge der Kunst, die hier verführen soll? Ist es Sünde? Und kann denn Kunst Sünde sein?
Was ich weiß ist, dass ich denke zu wissen, dass sich ein Selbststudium der Künste von der universitären Laufbahn der schönen Künste am meisten dadurch unterscheidet, dass wir uns rege austauschen: Meinungen hören, eigene verwerfen, Horizonte öffnen, Brücken niederreißen, Ungesehenes finden und gefunden werden.
Anbei meine übersprudelnde Liebe zu solcher Art Sujets. Anbei meine Erkenntnis, dass ein Abstecher in das 17. Jahrhundert so sehr lohnt. Und die Engländer? Anglophil war & bin ich eh & je.
PS: Contemporary Art ist vielleicht wie eine Affäre: Neu, aufregend, den Zahn der Zeit treffend. Seelenverwandt – irgendwie! Sie packt dich, lullt dich ein, weckt in dir die Lust, genau jetzt, für einen Wimpernschlag lang ganz genau hinzusehen, hinzufühlen, sich hinzugeben .. und irgendwann wieder .. und vielleicht wieder & erneut .. Die 19. Jahrhundert-Kunst aber ist Liebe. Und dieses Sujet des 17. ist es wohl auch.