Baden-Baden


Die Photographie: Auch eine ganz wundervolle Erfindung des 19. Jahrhunderts; die es möglich macht, dass wir Sommerliches auch im Januar aufzeigen können.

Architektur wurde bis ins 19. Jahrhundert hinein oft und deutlich von der Antike und deren Tempel inspiriert. Als Beispiele für die Säulen, wie sie zuerst an römischen und griechischen Tempeln vorzufinden waren, hatte ich hier das Kurhaus, direkt am Pädagogium und den Mittelrisalit der Villa Friederici photographiert. 

Lawrence Alma-Tadema war ein niederländischer Maler im 19. Jahrhundert, der den Großteil seines Lebens in England verbrachte und vorwiegend die dortige Upper Class mit antik inspirierten Gemälden des akademischen Realismus bediente. Wohlgemerkt: Die Maler im 19. Jahrhundert konkurrierten bereits mit der Schwarz-Weiß-Photographie. 

Alma-Tadema wird meiner Meinung nach – die selbst bei den Wissenschaftlern niemals völlig objektiv sein kann – innerhalb der Kunstgeschichte zu sehr unterschätzt; wie leider so vieles, was im 19. Jahrhundert an Kunst gemacht wurde: Ob Architektur oder Malerei.

Alma-Tadema wäre für eine meiner aktuellen Hausarbeiten beinahe 1. Wahl gewesen; ich habe mich dann aber doch noch für den Franzosen Francois Boucher entschieden, der sich im 18.-Jahrhundert-Rokoko seinen Namen als „Wolllüstiger Pinsel“ gemacht hatte. Sicher werde ich noch über ihn schreiben. 

Nichtsdestotrotz – der Architektur und der Malerei im 19. Jahrhundert gebührt alle wissenschaftliche Anerkennung. Zu Lebzeiten genoß Alma-Tadema diesen großen Erfolg und Reichtum. Er war ein angesehener Maler der internationalen Kunstszene. So sagte er einst: „Die Erfolge in meinem Leben habe ich erreicht, weil ich immer meinen eigenen Ideen treu geblieben bin.“

Seine Gemälde gelten als Vorlage für zahlreiche historische Epen der Hollywood Filmindustrie. Alte Architektur ist eben eine ganz wunderbare Inspiration & Kulisse! 

Und falls das Wochenende wettertechnisch nicht so sein sollte, wie ihr es gern hättet – Paint the world you need to see, oder googelt vielleicht mal nach Alma-Tadema oder euch dahin, wo ihr nun gern wärt. 


I love you!!!

Die 19 bitte!

Gründerzeit. Fin de siècle. Belle Époque.

Alles Bezeichnungen für die Zeit um das Jahr 1900 – den Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert. Und gerade dem 19. Jahrhundert verdankt Baden-Baden so unermesslich viel an immateriellen & materiellen Reichtum. Schauen wir uns doch einmal um: Wo wäre BAD überhaupt ohne das Neunzehnte: 1689 fast komplett abgebrannt, gut 100 Jahre später kam Weinbrenner, etwas später dann Bénazet. 

Villa Schriever

Und der 20 verdanken wir, dass dass die Stadt in den Kriegen kaum angetastet wurde, weil jeder sie liebte & haben wollte: Auf dem reichen Schatz der 19 basierend. 

Was die Gründerzeit angeht, ist diese in der Architektur- & Kunstgeschichte ausschließlich positiv konnotiert, da einzig auf die architektonische Bauweise der Zeit bezogen und damit die wirtschaftliche Krise ausschließend, unter der der Begriff Gründerzeit (auch) bekannt ist. 

Gründerzeitarchitektur ist Baukunst im späten 19. Jahrhundert, die besonders reich an eklekzistischer Schmückung ist, womit gemeint ist, dass viel Neues am Haus dadurch kreiert wurde, indem sich die Bauherren & Architekten nicht mehr von nur einer vorangegangenen Epoche inspirieren lassen habe, sondern sich an allem bedienten.

Baden-Badens architektonisches Stadtbild ist dafür sehr typisch: Häuser und Villen die zahlreiche schmückende Elemente der unterschiedlichen Epochen an nur einem Bauwerk tragen.

Die Fotos zeigen die großen und repräsentativen Villen Schriever, Breitenberger & Obkircher, die links der Oos direkt an der Lichtentaler Allee – und das sogar direkt nebeneinander – stehen. Großes Spaziergänger- und Joggerglück! Alle drei Gründerzeit – alle drei ganz unterschiedlich interpretiert.

Vielseitigkeit! Facettenreichtum! Pomp!

Die Gründerzeitarchitektur in der Belle Epoque jedenfalls stand für das blühende Leben, Genuss, Wohlstand und the Good-Good Life. Zeitlich lässt sich die Belle Epoque nicht auf bestimmte Daten festzurren. In Baden-Baden aber hatte sie mit Bénazet und dem florierenden Treiben im Casino schon Jahrzehnte früher begonnen, als erst zum Ende des 19. Jahrhunderts hin. Dort erlebte gerade Paris, wozu Baden-Baden manchmal als „kleine Kopie“ angesehen wird – was als großes Kompliment verstanden werden darf – seine luxuriöse Blütezeit. Werbung während der Belle Époque entwarf dort wohl niemand so kunstvoll und schön wie Alfons Mucha – hier für ein Banquet & feinsten Champagner. 

Auf die schönen Villen der Gründerzeit – weltweit! Santé! Und darauf, dass wir den alle bald wieder draußen (und damit ist nicht das Freie gemeint) trinken dürfen. 

Die Fotos sind von letzter Woche; nicht aus dem 19. Jahrhundert. Sie könnten es aber durchaus sein. Photographie: Übrigens ebenfalls eine Erfindung des 19. Jahrhunderts.

NEOBAROCK

Die Faszination am Barock ist die Abkehr von der perfekt harmonischen Balance, das Mehr an Maßlosigkeit – am Zeigen wollen was man hat. Und während man an die Mittelachse der Häuser der Renaissance/Neorenaissance einen Spiegel dranhalten kann, da die eine Seite genau gleich ist wie die andere, wartet der Barock (ca. 1590—1720) mit viel mehr künstlerischer Freiheit auf.

In der Malerei war es mit dem Barock endgültig vorbei mit geschönten Gegenständen und Dingen, und madonnenhaft makellos idealisierten Gesichtern. Und in der Architektur galt die Präferenz von nun an dem Üppigen, Kursiven und der ausschweifenden Asymmetrie. Natürlich gab es aber dennoch genügend Bauten in der Architektur, die trotz Barock Symmetrie aufzeigen. Ein nahes Beispiel hierzu ist das Schloss in Karlsruhe (1715+). 

Die Villa Carlotta (um 1900) ist die vielleicht hübscheste, mindestens aber eine der außergewöhnlichsten Villen die Baden-Baden zu bieten hat. Sie ist eine echte Rarität: Nämlich eine der ganz wenigen Villen hier, die überwiegend Barock(elemente) repräsentieren, und damit Baukunst des Neobarock. Bei der Carlotta ist die eine Seite des Hauses eben nicht der anderen gleich. Es gibt stattdessen überall aufregend Neues zu entdecken: Frei interpretierte geschwungene Linien, Asymmetrie in Reinform, ein zauberhaftes Pink, ein Märchenschloß.

Caravaggio (1571—1610) war einer der ganz großen Maler des Barock. Im Sommer habe ich aufgrund einer Exkursion an der Universität ausufernd intensiv über sein Leben recherchiert und darüber referiert – und dies sehr geliebt. Caravaggio war ein Künstler, der mit einem gänzlich anderen Malstil aufwartete. Einer, der es wagte das tatsächlich Vorhandene wiederzugeben, und damit seinerzeit erst verwunderte, aneckte, und in der heutigen Zeit schon lange als einer der Besten gehandelt wird. Er war Genie und zugleich „Mörder“; und Mörder habe ich bewusst in Anführungszeichen gesetzt, da er wohl eher Totschläger war; was einen etwas anderen Straftatbestand erfüllt.

Seine Kunst ist kaum minder interessant als sein Leben. Er begann – und dies war damals (s)eine Revolution – Stilleben mit wurmstichigem Kernobst, verdorrenden Trauben und welken Blättern genauso zu malen … wie er Menschen malte, die lebendig, emotional, echt und plastisch wirkten, wie noch niemals zuvor. Er war zudem ein Großmeister der gekonnten Licht-Schatten-Malerei, malte sakral, wie profan, und nackte Männer und starke Frauen. Einer, der Gegensätze schuf und lebte.

Die Bilder zeigen 1.) einen Ausschnitt des Gemäldes „Judith und Holofernes“: Hier die konzentriert blickende Judith, als sie dabei ist Holofernes den Kopf abzuschneiden um ihr Volk zu retten. (Altes Testament)

2.) Der Früchtekorb: der alles andere als perfekt ist und stattdessen die Vergänglichkeit – durch Überreife und beginnendes Welken – demonstriert.

Eine neue Dynamik, die der Barock repräsentierte – und die stille Perfektion und feine Balance der Renaissance damit hinter sich ließ. 

Caravaggio hat keinen direkten Bezug zu Baden-Baden. Der Barock aber hat ihn; mehr noch, weil das Rokoko – das hier vielfach im Interieur vorkommt – zum Barock gehört. Und Kunst ist stets grenzenlos, verbindend und völlig frei. 

Die meisten der Werke Caravaggios hängen in Rom. Und dorthin kann man irgendwann vom Baden-Airpark aus wieder reisen. Sogar ohne Grenzkontrolle; denn die gibt es nur für Nicht-Schengen-Länder. Und die Villa Carlotta? Die steht gut geschützt, hinter einem hohen Eisenzaun mit eleganten goldenen Kappen, am Millionenhügel auf der mittleren Höhe. 

Falls ihr mehr Lust auf Kunstgeschichte habt. Ich finde die Seite von @marina_novitckaya – einer russische Kunsthistorikerin – wunderschön & besonders interessant.

Baden-Baden.

Beauté – beauté.

J’adore! Denn im 19. Jahrhundert sprach man hier französisch.

CJS

With all strength outside, the sky is the limit.

Blick über Baden-Baden zum Merkur im Dezember

ROKOKO – THEATER

„Rococo was a sandstorm of pleasure that blew in everywhere!” (Waldemar Januszczak)

So vordergründig unschuldig das Rokoko, Interieur in einem pastellfarbenen Rausch hervorbrachte und lange als eine zart verspielte Laune galt, so sehr mit langem Atem ausgestattet und unbeugsam unstoppable erwies es sich tatsächlich; bis erst zum Ende des 18. Jahrhunderts – in einer Gegenbewegung – der strenge Klassizismus nach purer, völlig nüchterner Schönheit verlangte; welcher dann aber nur sehr viel kürzer Bestand hatte, da im 19. Jahrhundert alsbald der Stilpluralismus einsetzte, und mit diesem erneut das Rokoko Einzug in Architektur und Innenräume hielt.

Die circa 50 Jahre im 18. Jahrhundert plus weitere im 19. dürften für sich – für den riesengroß ausufernden Erfolg des Rokoko – sprechen. Und pastellfarbener Kitsch? So es jemand so sehen mag, sei es drum: Ich bekenne mich dazu, dieser Epoche hoffnungslos verfallen zu sein!

Man sagt, würden die Epochen in Perlmuttperlen dargestellt, so wäre die Renaissance die perfekt gerundete, vollkommen makellose; der Barock wäre die Perle mit einer sehr eigenwilligen Form – aus konkaven und konvexen Schwüngen im Material. Das Rokoko – in diesem Vergleich – sei eine ganze Sammlung, eine ganze Palette von Perlen in den unterschiedlichsten Formen, Ausprägungen und Farben, in den vielfältigsten Pastelltönen.

J‘aime! 

Interieur: Theater Baden-Baden; französischer Rokoko (1862)

Gemälde: Jean-Honoré Fragonard « Les hasards heureux de l’escarpolette » (1768)

Ja, das ist nicht in Baden-Baden. Aber Rokoko.

ROKOKO – CASINO

„No doubt. No guilt. No hesitation. Just desire!“ So beschreibt der britische Kunsthistoriker & ganz fabelhaft mitreißende Enthusiast Waldemar Januszczak das überaus überladene wie lustreiche Rokoko.

Seine kunsthistorischen Dokumentationen „Perspective“ auf YouTube kann ich von ganzem Herzen empfehlen, da darin Kunst überdurchschnittlich spannend vermittelt wird. Und wenn dann die Museen, Hotels & Casinos wieder öffnen, macht ein Besuch vielleicht – noch viel mehr Spaß!

Ein Rokoko-Barock-Himmel ist das Interieur des Casinos in Baden-Baden, von dem schon Marlene Dietrich behauptet hat, es sei das schönste der Welt.

Ich gestehe, dass ich noch niemals gespielt habe. Allerdings hatte ich schon das Vergnügen darin zu arbeiten: Bevor es „The Grill“ gab, im Restaurant „Sommergarten“. Es hat nur die Arbeitszeit zu sehr mit den Frühschichten meines Vollzeitberufes (Polizistin) kollidiert: da der Wecker um 04:40 Uhr klingelte und das Casinos weit nach Mitternacht schließt.

Regelmäßig bin ich so zwar euphorisch berauscht, doch äußerst verknautscht am Airpark aufgelaufen. Das mag die Polizei verständlicherweise nicht. Der Beruf ist kein Schreibtisch-Job. Man fährt Auto und muss jederzeit davon ausgehen, die Schusswaffe ziehen zu müssen. Da erfordert es, dass man hellwach ist. 

Für kurze Zeit aber, und das kann ich sagen, hatte ich einen der bildschönsten Arbeitsplätze, die man wohl haben kann. Zum Spielen sicherlich ein Traum!

Baden-Baden is so nice, that you have to live there twice.

CJS
Augustaplatz
Sophienstrasse

Eine Kunst, Können oder pures Glück ist es, wenn mich etwas – jemand – in der Art berühren kann, wie es Baden-Baden tut.

Clarissa Johanna Staiger
Downtown
An den Kurhauskolonnaden
nostalgic flair
Villa LA

Und wenn ich an jedem beliebigen Platz auf der Welt leben könnte; nach Städten wie Königsfeld im Schwarzwald, Coburg, Konstanz, Rosenheim, Freiburg, Düsseldorf, Brüssel, Moskau, Teheran und weiteren: es wäre, ist und bleibt für mich „nur“ Baden-Baden.

CJS
.. und auch ein wenig Hochdeutsch.
Am Leo
Die Liebe zum Luxus einer lang vergangenen Zeit
Architekturliebe
Luxusliebe

„Aber vermag der Künstler wohl auszudrücken: Ich liebe?“


Liebe zum Detail
… in Baden-Baden kann jeder Prinzessin oder Prinz sein; oder einfach nur genießen.
Die Lust am zelebrieren
Goetheplatz
Lebenslust und pure Freude

Wenn es eine Freude ist, das Gute zu genießen, ist es eine größere, das Bessere zu empfinden, und in der Kunst ist das Beste gut genug.

Johann Wolfgang von Goethe
Gekonnt verträumt

Brenners Parkhotel & Spa
Leopoldsplatz
Gönneranlage: „Gönnen können, weil du selbst viel hast. Egal von was.“
Im Festspielhaus
Sehnsucht die brennt

Baden-Baden ist bildschön, klein, herrlich grün, historisch & meist sehr ruhig.

Diese Stadt hat einen enormen Sinn für überirdische Schönheit und eine charmante Lust & Leidenschaft am zelebrieren von Stil und Luxus. Sie ist dabei im Herzen ein Dorf, mit fleißigen & herzlich liebenswerten Menschen. Ich bin bemüht, einer davon zu sein.

Clarissa Johanna Staiger
R E I C H & S C H Ö N