Made in Heaven

[…] Es macht nicht zuletzt die Anziehung Amerikas aus, dass das ganze Land außerhalb der Kinosäle kinematographisch ist. Man darf … nicht von der Stadt zum Bildschirm, sondern muss vom Bildschirm zur Stadt gehen, um ihr Geheimnis kennenzulernen … Die Idole des Bildschirms sind dem bildhaften Ablauf des Lebens immanent. Sie sind ein System luxuriöser Fertigprodukte, brillanter Synthesen aus den Stereotypen von Leben und Liebe … Sie verkörpern nur eine einzige Leidenschaft : die des Bildes und das dem Bild innewohnende Begehren. Sie bringen nicht zum Träumen, sie sind der Traum. […] (Aus Jean Baudrillards „Amerika“ (1986))

Und ein Künstler tue nichts anderes als die Bilder, Obsessionen, Leidenschaften aller Menschen auszudrücken. (Jean-Christophe Ammann in „Jeff Koons“ vom Taschen-Verlag (1992))

Liebe. Loyalität. Rechtsstaatlichkeit.

(FotoQuelle: Das Magazin der Gewerkschaft der Polizei 02/22)

Er erlebe bei der Polizei eine Kultur der Vernunft und Höflichkeit, was das Verhältnis zum Bürger betreffe, und welches er nicht mit dem blinden Hass zusammen bringe, der den Vollzugsbeamten manchmal entgegen schlage. Er gehe davon aus, dass dieser blinde Hass, der zu einem gesellschaftlichen Problem geworden sei, nicht durch das Verhalten der Polizei provoziert werde und diese Ursache angegangen werden müsse.

(Oberstaatsanwalt auf der Pressekonferenz zum Polizistenmord in Kusel)

Ja, ich war auch vorwiegend sprachlos zum Fall. Gegen gezielte Kopfschüsse bei einer Routinekontrolle hat man überhaupt keine Chance.

Und in sozialen Netzwerken feiern Querdenker, dass es „zwei weniger seien“ .. In Bremen an der Universität hing nach dem Mord ein Plakat mit der Aufschrift: „Zwei weniger – ACAB“ .. In Baden-Baden steht – seit Monaten – in der Unterführung am Bahnhof in Graffiti groß lesbar: „ACAB“; genau das lese ich auch seit knapp 2 1/2 Jahren immer wieder an den Wänden der Toilettenräume der Universität Freiburg, und in der Umkleide des Fitnessstudios hier wollte man in der heilen Kleinstadtblase weiterleben und schnitt das „schreckliche Thema“ nach zwei Sekunden ab.

Fair enough.

Ich sage es gern immer wieder: Ich liebe die deutsche Polizei. Ich liebe was und wie sie das macht und wie sie sich den Bürgern gegenüber verhält.

20 Jahre war ich dabei, hab viel gesehen, viel erlebt, auf 20 Dienststellen gearbeitet und viele mehr gesehen. Durchweg schlicht Dankeschön. Meine Energie dafür ist durchweg positiv konotiert und bin ich inzwischen etwas schwer bis kaum noch zu erreichen, für Menschen, die nichts übrig haben für die deutsche Polizei. Denn sie produziert Sicherheit, ist Freund und Helfer. So oft verkannt.

Heute kann ich rückblickend sagen, dass ich das menschlich angenehmste, fairste und höflichste Umfeld in meinem bisherigen Leben genau dort hatte. Täglich. Immer bereichernd, nah, unterstützend und da. Dafür bin ich unendlich dankbar, fühle bei schrecklichen Einsätzen und Taten wie zuletzt in Kusel so mit, als wenn man mit einer Familie, einem besten Freund, leidet, hofft und trauert.

Für meine wunderbaren Ex-Kolleginnen und Ex-Kollegen wünsche ich mir eine bessere Stellung innerhalb der Gesellschaft als sie seit Jahren vorherrschend ist, eine unverkrampfte und unvoreingenommene Meinung des jeweiligen polizeilichen Gegenübers, die Fähigkeit den Menschen in der Uniform sehen zu können und zu wollen, ein besseres und angepasstes Gehalt vom Staat, Glück, und dass sie menschlich und dienstlich genau so bleiben wie sie es waren und es sind.

Für mich wird es nach den vier Jahren, die ich inzwischen endgültig aus der Bundespolizei raus bin, Zeit auch Deutschland – mindestens für eine Zeit – hinter mir zu lassen. Es war für mich schon während meiner Polizeizeit eine der größten Freuden beruflich Jahre in Brüssel, Moskau und Teheran verbringen zu können.

Damit kurz zurück zur Kunst: Die Wissenschaft wird für mich ein wundervoller Türöffner. Dann freue ich mich auf den Haken, den ich sehr bald schon daran machen werde, strebe enthusiastisch in die Praxis, in Beratung, den Handel und Verkauf – und hoffe auf ebenso schöne Begegnungen mit anderen Menschen wie früher, als ich noch Uniform getragen habe.

Ich denke, dass der Polizeiberuf für die meisten Polizistinnen und Polizisten viel mehr ist als „nur“ ein Beruf, den man im Hinblick auf verbeamtete Sicherheiten wählt. Wer Polizistin oder Polizist wird, wird dies meist aus einer Berufung heraus. Bei mir war das so.

CJS

Im Fall Kusel wünsche ich mir ein gerechtes, starkes Urteil vom Gesetz für den/die Täter. Wie dieser Fall verabschiedet wird, dürfte weitreichend das zukünftige Zusammenspiel von Polizei und zivilem Gegenüber tangieren.

Uni & bunt

Meine eigene Zusammenfassungen davon:

Zu Christoph Zuschlags „Es handelt sich um eine Schulungsausstellung“ Die Vorläufer und die Stationen der Ausstellung „Entartete Kunst“:

Zuschlag geht darauf ein, dass ein System an den Pranger gestellt wurde, und beginnt – damit verdeutlichend verbindend – mit einem Zitat von Gerhard Marcks, in dem ein Sinn dieser Sache negiert wird; stattdessen von Politik und dem Willen zur Macht gesprochen wird.

Der Angriff auf die moderne deutsche Kunst wurde systematisch geplant und begann 1933 mit der Verabschiedung eines Gesetzes, welches es – „dem System“ – ermöglichte, ungewollte Hochschulbeamte und Museumsbeamte zu entlassen.

Des Weiteren wurden Ausstellungen in Museen (und anderen öffentlichen Räumen) unter dem Namen „Schreckenkammern der Kunst“ oder „Schandausstellungen“ organisiert, in welchen die deutschen Künstler – sowie deren Kunst – der damaligen Avantgarde, bewusst den Besuchern der Exposition – und auch der gesamten Gesellschaft durch die Presse – vorgeführt wurden. Diesen Vorläufern folgte später die Ausstellung der „Entarteten Kunst“.

Der Effekt der jeweils gut besuchten Präsentationen wurde in der Presse noch dadurch verstärkt, indem ranghohe NS-Offiziere und Hitler selbst vernichtend Stellung zu den Künstlern bezogen, diese zerrissen. 

Die einzelnen großen Städte Deutschlands, in denen jeweils präsentiert wurde, nahmen sich hierbei unterschiedlichen Kunstrichtungen an: Expressionismus, Impressionismus, „Die Brücke“ etc. Wobei sich das Nazi-Regime durchweg gegen die Moderne stemmte. Dies erfolgreich mittels einem ausgeklügelten Präsentationskonzept: So wurde Kunst neben dem Gemalten von Geisteskranken platziert; was wiederum anschließend das Ausschließen beider Gruppen aus der Gesellschaft gekonnt rechtfertigen konnte. Und durch die Inflation enorm hoch erscheinende Anschaffungspreise der Kunstwerke, die durch die nun entlassenen Museumsdirektoren beschafft worden waren, wurden (plakativ) neben der ausgestellten Kunst genannt, erregten so den Missmut der Betrachter, und machten hier die Entlassung der Museumsdirektoren für diese nachvollziehbar. Auch diese Meinungen wurden, aus den Museen hinaus, durch die Presse, in die Gesellschaft getragen.

Insgesamt kann jedoch auch gesagt werden, dass es immer wieder kritische Stimmen gegen die gezielte Ächtung und Propagandamache des Regimes gab: So wurde sich „tief erschüttert“ in einem Schreiben an Goebbels gezeigt, der damit aufgefordert wurde, die Ausstellungen zu stoppen. In ähnlicher Weise kritisierten andere. Und auch die Jugend wehrte sich gegen das pauschale Verdammen deutscher moderner Kunst.

Dieser Jahre anhaltende Konflikt ermöglichte es den Künstlern zwischen 1933—1936/37 noch weiterhin an Aufträge zu kommen. Danach erst erfolgte das endgültige Aus für die Künstler der Avantgarde in Deutschland.

1941 fanden die letzten Ausstellungen zu „Entartete Kunst“ statt. 

Raubkunst / Benin-Bronzen

Bezugnehmend zu den fünf „auf Ilias“ eingestellten Artikeln.

Geschichte erzählende Objekte sind die circa 4000 Kunstgegenständen aus dem Königreich Benin, welche sich die Briten im Jahr 1897 gewaltsam angeeignet haben. Wiedergutmachung in Form von Restitution scheint ein eindeutiges Thema zu sein, wobei sich die Unterteilung in Täter (Briten) und Opfer (Königreich Benin) so einfach nicht kategorisieren läßt; zudem gemäß der Fordernden nach heutigen Maßstäben abgerechnet werden soll, obwohl die Enteignung der Schätze bereits 125 Jahre zurückliegt und innerhalb anderer Gesetze, Regeln, Normen erfolgte.

Die durch Britannien erbeuteten circa 4000 Kunstgegenstände wurden nach deren unrechtmäßigen Besitzerwechsel in alle Welt verkauft. Und wenn Blut von den Kunstwerken tropft, dann in einem deutlich vielschichtigeren Umfang als dies aus menschenrechtlicher Sicht – und zu Gunsten der traumatisierten Völker Benins – heute einseitig dargestellt wird. 

In diesem Kontext seien die Unterschiede zwischen Raub und Beute, sowie der Zusammenhang zwischen Kolonialismus und Sklaverei in Afrika betrachtet werden. Hierbei ist auch entscheidend, dass das heutige Benin nicht dem einstigen entspricht. Des Weiteren wird sich nicht nur um die  Thematik der Benin-Bronzen; – welche tatsächlich nicht alle Bronzen darstellen, bemüht, sondern ist das Luv-Boot aus der Südsee ebenso Thema.

Erwiesen scheint, dass die Europäer in Afrika keine Sklaven gejagt haben, sondern diese stattdessen an der Küste von schwarzafrikanischen Sklavenhändlern erwarben, welche sie mit teurem Metall bezahlten, das dann wiederum als Material für „Benin-Bronzen“ verwendet wurde. Die Thematik um die Benin-Bronzen ist also, wenn man all diese Aspekte betrachtet, damit viel weitreichender und verstrickter, als dass es allein um eine Rückgabe der Kunstgegenstände gehen kann. 

So waren vor allem aber auch die Benin-Könige und ihre Gefolgschaften aggressiv-heroisch, richteten Blutbäder an und plünderten. Den Briten gegenüber verhielten sie sich so, dass Verträge – in welcher Art zu Handeln beabsichtig wurde – zwar unterschrieben, von ihrer Seite aber nicht eingehalten wurden. Auch gab es im Januar 1897 einen durch die Volksgruppen Benins geführten Angriff auf Europäer, die hier durch die Leute Benins niedergemetzelt wurden.

Das Luv-Boot stellt ein sehr gut erhaltenes, in Berlin ausgestelltes, großes, ehemaliges Auslegerboot dar, das, wenn es vor 125 Jahren in Afrika verblieben wäre, dort „längst verrottet sei“. Auch hier kann nicht die 1 : 1 als Messlatte für Eigentum angesetzt werden, indem heute Fordernde auf eine lang vergangene Zeit mit dem Finger zeigen und – mit dem Denken von heute – Wiedergutmachung verlangen. Dass es hier einer sehr genauen Abwägung und zusätzlich Fingerspitzengefühl bedarf, um allen Beteiligten gerecht zu werden, erschließt sich (hoffentlich) auch dem Außenstehenden. Zumal es früher als angemessen und „normal“ angesehen wurde, dass Kriegsbeute dem jeweiligen Sieger zustehe. Nun nicht die Denke von heute überzustülpen, sondern einen klaren Kopf zu bewahren und alle Aspekte zu beleuchten, gilt als Königsweg bezüglich dem einst angeeigneten Gut aus dem damaligen Königreich.

Und zurück zur Schönheit:

Es wurde und wird Zeit. Großes Glück!

La vie est belle

Ich gehe mit Dostojewski: „Schönheit wird die Welt retten.“ Einfach deshalb, weil es die Menschen milde, glücklich und damit reich macht.

Schönheit erfreut und entspannt uns.

Schönheit kann uns Hässliches vergessen machen.

Schönheit übermalt erfolgreich Schmerz und gibt Trost.

Schönheit zeigt uns, wie wunderschön und lebenswert das Leben ist.

Deswegen vielleicht ist Schönheit alles.

Und Schönheit kann in so vielem gefunden werden.

In Natur, Kunst, Architektur, Literatur.

In Produkten, in Design.

Und vor allem im Charakter der Menschen.

„Psyche opening the golden box.“ Vom Präraffaeliten John William Waterhouse

Für mich kommt Schönheit noch vor spannungsgeladener Action und vollkommener Ruhe. Was und wen ich in diesem Sinne nicht (mehr) als schön empfinde, kann ich nicht (mehr) lieben. Schönheit is that simple & pure. Und vielleicht ist Schönheit einfach nur ein anderes Wort für Liebe.

Lieblich. Schwülstig. Verdorben.

Sir Peter Lely „Sleeping Nymps by a
Fountain“ um 1650

Schlafen tut hier niemand. Weniger noch ruhen, wie wir es gestern Abend in einem Kolloquium der Universität herausgearbeitet haben.

Erschlafft besinnungslos; ohnmächtige nackte Mädchenkörper im gleißenden Scheinwerferlicht; welches es zur damaligen Zeit so noch überhaupt nicht gab. Doppeltes Kunstlicht deswegen sozusagen.

Wie betäubt, narkotisiert, recken sie kraftlos übersättigte Schönheit und träg schummrigen Geist dem Betrachter entgegen.

Wie hingefallen und unfähig noch in eine bequeme Schlafposition zu kriechen … Schwer gestützt, das Kinn auf die Hand, an das kühle Becken des Brunnens gelehnt … Obszön überstreckt – wie aufgebahrt – als Trophäe beinahe präsentiert: die Junge im Bildhintergrund auf dem scharfen Stein … Und wegweisend einladend, die auf dem Hinterteil platzierte Hand der Schönen in der ersten Reihe.

Zum Zweiten.

Nein, geschlafen wird hier nicht.

Die schmutzigen Füße verraten die Party. Die Positionen der Besinnungslosen den Exzess. Hier wird „nachgeschlafen“!

Nur, was machen wir daraus? Was sollen wir daraus lesen, wenn wir es sehend verstanden haben? Ist es der Zeigefingerzeig des Sir Lely, der feiernde Dekadenz verdammt? Ist es die Droge der Kunst, die hier verführen soll? Ist es Sünde? Und kann denn Kunst Sünde sein?

Was ich weiß ist, dass ich denke zu wissen, dass sich ein Selbststudium der Künste von der universitären Laufbahn der schönen Künste am meisten dadurch unterscheidet, dass wir uns rege austauschen: Meinungen hören, eigene verwerfen, Horizonte öffnen, Brücken niederreißen, Ungesehenes finden und gefunden werden.

Anbei meine übersprudelnde Liebe zu solcher Art Sujets. Anbei meine Erkenntnis, dass ein Abstecher in das 17. Jahrhundert so sehr lohnt. Und die Engländer? Anglophil war & bin ich eh & je.

Zum Dritten.
PS: Mit meiner Bachelorarbeit befinde ich mich auf der drittletzten Seite. Erstmal. Es gibt ja links & rechts des Weges noch so viel anderes Faszinierendes mitzunehmen. Oliver Barker zum Beispiel. Der spitzbubenhaft charmanteste Auktionator der Welt. Auch Engländer. Aber dies ist kein Grund. (Ich empfehle YouTube – Sotheby’s Auction : „The Macklowe Collection“ vom 16.11. / oder meine beiden Lieblingsauktionen 2021: „Richter, Banksy and Twombly“ vom 14.10. / „Monet, Warhol, Basquiat“ vom 13.05.)

PS: Contemporary Art ist vielleicht wie eine Affäre: Neu, aufregend, den Zahn der Zeit treffend. Seelenverwandt – irgendwie! Sie packt dich, lullt dich ein, weckt in dir die Lust, genau jetzt, für einen Wimpernschlag lang ganz genau hinzusehen, hinzufühlen, sich hinzugeben .. und irgendwann wieder .. und vielleicht wieder & erneut .. Die 19. Jahrhundert-Kunst aber ist Liebe. Und dieses Sujet des 17. ist es wohl auch.

Time to fly

… aber nicht nur vom Merkur.

Ich suche einen Nachmieter ab März/April/Mai 2022 für meine Wohnung am herrschaftlichen Friesenberg: Der Ausblick ist ein Traum. Tatsächlich unbezahlbar wundervoll. Das Haus 1960er Bauweise – und damit leider ziemlich hellhörig. .. Aber wer dies mag, favorisiert, drauf steht ..

Und im Haus lebt ein wenig der Geist der bildschön sittlichen Biedermeier-Mentaliät. Vielleicht nur zu schläfrig für mich? Vielleicht einfach getrieben – in allen Bereichen nach der Crème de la Crème strebend, die dauerhaft Verheißung liefern könnte? Die eierlegende Wollmilchsau? Ein weit überdurchschnittliches Leben?

As always: Was sich für den einen nicht passend anfühlt, kann ein anderer dauerhaft lieben.

Here we go:

  • 6-Parteien-Haus
  • 1. Stock.
  • 55qm.
  • 2 Zimmer + Küche/Bad.
  • Mit großem Wohnzimmer und großem Balkon nach Südost (Morgensonne).
  • Traumlage. Traumblick.
  • Echtes Parkett in Wohn-, Schlafzimmer und Flur
  • 3 Minuten fussläufig in den riesigen Stadtwald
  • 7 Minuten fussläufig zum schönsten Casino der Welt (Baden-Baden)
  • 600€.
  • Kostenfreier Parkplatz am Haus nach dem Glücksprinzip

Wir sind alle verschieden; das macht uns so besonders. Oder, um es mit den Worten von Steve Jobs zu sagen – und here I go:

„Stay hungry. Stay foolish.“ „As with all matters of the heart, you’ll know when you find it,“

(Steve Jobs)

see it, choose it, rent it, love it, buy it … Die Wohnung meine ich.

Get also in touch – und ich gehe so lange der Frage nach, welche deutschen Nachkriegskünstler es sein können, die mich BErühren:

MOTIVIEREN tut man, Frau, Mann sich immer selbst.

Love or leave. No change.

Ver-Staiger-T

David Hockney bleibt der teuerste noch lebende Künstler. Im Jahr 2020 erzielte seine Kunst 132 Millionen Dollar in Auktionen.

Quelle: „This was Yesterday.“ Ausstellungskatalog 2016. Wolfsburg.

Hockney wurde 1937 in Yorkshire geboren. Seine Gemälde erzielen seit Jahrzehnten bereits Höchstpreise bei Auktionen, und bis 2019 war es eines seiner Gemälde, das den höchsten Preis ever erzielte, der jemals auf einer Auktion geboten wurde: 90,3 Mio. Dollar für sein Bild: „Porträt of an Artist“.

Porträt of an artist. Bildquelle: Prometheus. Wissenschaftliche Online-Datenbank.

Viele Jahre lebte Hockney in Amerika, und ist heute wieder zurück in seiner Heimat England. Er wird mit der Pop-Art-Kunst zwar in Verbindung gebracht, hat aber – auch seiner langen Karriere geschuldet – ein ganz eigenständiges künstlerisches Erbe.

Hockney ist homosexuell und stand bereits in den 1950ern offen dazu, obwohl Homosexualität in GB bis 1967 unter Strafe stand. Auffällig war (und ist) Hockney auch durch seinen starken Dialekt und die exzentrische Weise sich zu kleiden.

Hockney hatte sich nach einer Zeit abstrakter Malerei, darauf spezialisiert figurativ zu malen. Also gegenständlich, was das Gegenteil von gegenstandslos ist. Und er beharrte auf seiner persönlichen Handschrift. Pop Art hingegen ist unhandschriftlich, greift Motive aus dem Alltag, der Werbung auf, und demonstriert und lebt von Siebdruck und Geschwindigkeit. Hockney hingegen von Langsamkeit. Seine Beziehung zur Pop Art war eher ein soziologisches als ein ästhetisches Phänomen. Er selbst habe zu seinen ersten Werken ausgerufen: „I am no Pop Artist!“ und bewusst nicht am Film: „Pop goes the easel“ teilgenommen.

Die Generation der Künstler um Hockney war die erste malende Generation die sich selbst als ganz große Stars inszenierte. Sie wurden zu Symbolfiguren des Swinging London in den 60er und 70er Jahren. Dieser Erfolg ist gerade Hockney im besonderen Maße zu verdanken, der es meisterhaft verstand sich selbst zu inszenieren.

Ich weiß aus Erfahrung – oftmals zwischen den Stühlen sitzend – dass sich die Wissenschaft der Kunst, bescheidene, oder sich mindest bescheiden gebende Künstler mit braver oder geheimer Message, und der gierige Schlund des Kunstmarktes nur zu gerne beißen. Können wir diese gegenseitige Beeinflussung und Inspiration nicht erkennen? Sie ist Energie und Großartigkeit.

Größenwahn trifft Bescheidenheit. Warum auch nicht.

So schnelllebig und oberflächlich der Kunstmarkt sein mag, so wenig müssen es die Menschen sein, die dort das Zepter schwingen. So sehr die Wissenschaft über Websites wie Wikipedia schimpft: Umso wundervoller ist der Gedanke (m)einer Professorin hierzu, doch selbst gute Beiträge genau dort zu schreiben. So sehr uns Progress antreiben und streben läßt, so sehr können wir im gleichen Maße verspieltes Kind sein und radschlagend und apfelklauend auf Nachbars Wiese turnen.

Mit meinen Kommilitonen hatte ich ein interessant unwissenschaftliches Rollenspiel erst gestern: Im geschlossenen – für uns geöffneten (Ein wunderbarer Gegensatz!) Museum, sollten wir wechselseitig Kinder spielen und gespielte Kinder lehren, genauso wie unterschiedliche Nationen und homogen identische Erwachsene.

Es ist eine pure – und dabei lehrende – Freude, Rollen zu switchen. Am besten wohl, wenn wir immerzu und allem gegenüber offen bleiben und uns jeweils von dem anziehen und inspirieren lassen, was uns begeistert und von was und dem, der uns gut tut. So groß die Gegensätze auch sein mögen. Hol dir alles! Was du sein willst und was du haben willst. Zumindest was du dir bei Sotheby’s und so leisten kannst und willst.

132 Millionen Dollar? Ver-Staiger-T!

19.-Jahrhundert-Schweizerhaus Villa (Villa Hohenstein / Friesenberg) in Baden-Baden mit 21.-Jahrhundert-Bling-Bling-Beleuchtung:
Sanfte 19. Jahrhundertmaler, avantgardistische Contemporary Art oder Hockney bitte. Und Sotheby’s erstmal sowieso.

(Renoir’s) Return

jeune fille à la corbeille de fleurs läutete bei Sotheby’s am vorgestrigen Tag den Return Pierre-Auguste Renoir’s ein, indem dieses Gemälde für 11 Mio. Dollar nach Hong Kong versteigert wurde.

Ich bin von der Kunst des 19. Jahrhunderts überzeugt. Ich bin davon überzeugt, dass es in den nächsten Jahren eine Zeit geben wird, in der es wieder die Werke der figurativ malenden Künstler – genau dieser Epoche – sein werden, die wiederentdeckt werden und den großen Erfolg und Ansturm innehaben. In der Wissenschaft wie auch im Handel.

Innerhalb der Wissenschaft der Kunstgeschichte ist dieses Jahrhundert noch wenig „beliebt“ – wird kaum gestützt und nur sehr am Rande erforscht. Es müssen sich in der Branche erst ein paar der hohen Bildungselite, gönnende wie gute Schreiber und finanzielle Supporter finden. Und Erfolgserlebnisse und damit aktiv gelenkte Blicke, wie bei Sotheby’s am vergangenen Mittwoch.

So auf Versteigerungen aktuell abstrakte Kunst noch en masse geboten wird, wird sich dies zukünftig mehr und mehr erschöpfen, und der Reiz liegt auf dem was nun noch im Verborgenen liegt: Renoir’s Gemälde machte dazu gestern einen phantastischen Anfang. Wenn es auch „nur“ zu einem Preis verkauft wurde, den Künstler des 20. Jahrhunderts aktuell noch um ein Mehrfaches übersteigen.

Figurative Art kommt wieder! Das 19. Jahrhundert wird mehr als nur ein vorübergehender Trend innerhalb der Kunstwelt sein, da es zahlreiche gute Künstler in diesen Jahrzehnten gab, die Werke rar sind, und wir uns nach dem Schönen, der damaligen Motivik, umso mehr zurücksehnen werden, je rauer die Welt wird, oder je mehr wir Skurriles, Häßliches, Bescheidenes, Ernstes oder Abstraktes gesehen haben.

Worauf ich ebenfalls vollkommen vertraue, ist der Aufstieg der Frauen in der Malerei: Diese werden die nächsten Jahre enorm gepusht werden, bevor sich diese Bewegung auf ein Mittelmaß einpendeln wird. Und der weiße Mann, der nackte Frauen malt ist erstmal raus, so er dies nicht derart überzogen frech, schamlos, noch nie gesehen, – dabei in wunderschön zarter Technik präsentiert, wie beispielsweise John Currin.

Und der große Erfolg gelingt Currin in der aktuellen Zeit nur & gerade deswegen, weil er mit einer bildschönen Frau verheiratet ist, deren Gesicht sogar noch in fast all seinen Gemälden erscheint. Andernfalls wäre er „out“ oder würde verurteilt.

Auch privat bin ich durchaus John Currin Fan. Sein Erfolg leuchtet ein, ist berechenbar und passt auch genau deswegen in die Zeit, weil seine Persönlichkeit ist wie sie ist. Der Kunstmarkt ist überflutet, kritisch und anspruchsvoll.

Die zeitgenössische Kunst geht heute weit weg von dem was Jahrhunderte Bestand hatte. Dies ist nicht neu und bereits seit Jahrzehnten überall so: Amerika zieht jeweils in Dingen voran, die auch auf den Rest der (Kunst-)Welt überschwappen werden. Und die Gesellschaft, genau jetzt – mindestens die die gerade heranwächst – will verspielte Wiedergutmachung, mehr Gleichheit, Fairness, und erstmal in das andere Extrem ziehen, bevor eine Mitte toleriert werden kann. Sie will Künstlerinnen, Menschen mit den unterschiedlichsten ethnischen Hintergründen und noch nie Dagewesenes sowieso.

Erfolg in der (Vermarktung von) Contemporary Art hat außer mit avantgardistisch vorausschauendem Trendgespür, vor allem mit Politik, Moral, Gewissen, Verantwortung und Philosophie zu tun, und ist immer dem jeweiligen Zeitgeist unterworfen. Dies unterscheidet die Ansprüche an die Werke der lebenden Künstler, von denen der schlafenden Epoche um 1850 ganz massiv. Von überhaupt aller Kunst und allen Künstlern, die bereits das Zeitliche gesegnet haben: Für diese gilt und gelten schlicht völlig andere Regeln.

Ich sage, dass Kunst noch nie so progressiv und innovativ war, wie sie sich in den vergangenen wenigen Jahren entwickelt hat. Und ich weiß mein 1.) wissenschaftliches Wissen, 2.) meine rationalen Kunstmarkt-Einschätzungen und 3.) meinen ganz persönlichen emotionalen Geschmack akkurat voneinander zu trennen.

Es wird damit Zeit für die Staaten. Ich will und werde nach Beendung meines Studiums im kommenden Sommer nach New York. Für mindestens sechs, neun Monate. Diese Metropole ist die Kunststadt Nummer Eins, wo ich nicht nur enorm viel lernen kann, sondern dies alles in einer sehr viel kürzeren Zeit. Außerdem ist mir die Tatsache sehr sympathisch, dass die New Yorker stets rennend unterwegs sind. Kunstmarkt bedeutet vielfach einfach Tempo. Deswegen auch wollte ich Kunsthistorikerin werden und nicht Künstlerin.

Art is Art and Everything Else is Everything Else.