(Renoir’s) Return

jeune fille à la corbeille de fleurs läutete bei Sotheby’s am vorgestrigen Tag den Return Pierre-Auguste Renoir’s ein, indem dieses Gemälde für 11 Mio. Dollar nach Hong Kong versteigert wurde.

Ich bin von der Kunst des 19. Jahrhunderts überzeugt. Ich bin davon überzeugt, dass es in den nächsten Jahren eine Zeit geben wird, in der es wieder die Werke der figurativ malenden Künstler – genau dieser Epoche – sein werden, die wiederentdeckt werden und den großen Erfolg und Ansturm innehaben. In der Wissenschaft wie auch im Handel.

Innerhalb der Wissenschaft der Kunstgeschichte ist dieses Jahrhundert noch wenig „beliebt“ – wird kaum gestützt und nur sehr am Rande erforscht. Es müssen sich in der Branche erst ein paar der hohen Bildungselite, gönnende wie gute Schreiber und finanzielle Supporter finden. Und Erfolgserlebnisse und damit aktiv gelenkte Blicke, wie bei Sotheby’s am vergangenen Mittwoch.

So auf Versteigerungen aktuell abstrakte Kunst noch en masse geboten wird, wird sich dies zukünftig mehr und mehr erschöpfen, und der Reiz liegt auf dem was nun noch im Verborgenen liegt: Renoir’s Gemälde machte dazu gestern einen phantastischen Anfang. Wenn es auch „nur“ zu einem Preis verkauft wurde, den Künstler des 20. Jahrhunderts aktuell noch um ein Mehrfaches übersteigen.

Figurative Art kommt wieder! Das 19. Jahrhundert wird mehr als nur ein vorübergehender Trend innerhalb der Kunstwelt sein, da es zahlreiche gute Künstler in diesen Jahrzehnten gab, die Werke rar sind, und wir uns nach dem Schönen, der damaligen Motivik, umso mehr zurücksehnen werden, je rauer die Welt wird, oder je mehr wir Skurriles, Häßliches, Bescheidenes, Ernstes oder Abstraktes gesehen haben.

Worauf ich ebenfalls vollkommen vertraue, ist der Aufstieg der Frauen in der Malerei: Diese werden die nächsten Jahre enorm gepusht werden, bevor sich diese Bewegung auf ein Mittelmaß einpendeln wird. Und der weiße Mann, der nackte Frauen malt ist erstmal raus, so er dies nicht derart überzogen frech, schamlos, noch nie gesehen, – dabei in wunderschön zarter Technik präsentiert, wie beispielsweise John Currin.

Und der große Erfolg gelingt Currin in der aktuellen Zeit nur & gerade deswegen, weil er mit einer bildschönen Frau verheiratet ist, deren Gesicht sogar noch in fast all seinen Gemälden erscheint. Andernfalls wäre er „out“ oder würde verurteilt.

Auch privat bin ich durchaus John Currin Fan. Sein Erfolg leuchtet ein, ist berechenbar und passt auch genau deswegen in die Zeit, weil seine Persönlichkeit ist wie sie ist. Der Kunstmarkt ist überflutet, kritisch und anspruchsvoll.

Die zeitgenössische Kunst geht heute weit weg von dem was Jahrhunderte Bestand hatte. Dies ist nicht neu und bereits seit Jahrzehnten überall so: Amerika zieht jeweils in Dingen voran, die auch auf den Rest der (Kunst-)Welt überschwappen werden. Und die Gesellschaft, genau jetzt – mindestens die die gerade heranwächst – will verspielte Wiedergutmachung, mehr Gleichheit, Fairness, und erstmal in das andere Extrem ziehen, bevor eine Mitte toleriert werden kann. Sie will Künstlerinnen, Menschen mit den unterschiedlichsten ethnischen Hintergründen und noch nie Dagewesenes sowieso.

Erfolg in der (Vermarktung von) Contemporary Art hat außer mit avantgardistisch vorausschauendem Trendgespür, vor allem mit Politik, Moral, Gewissen, Verantwortung und Philosophie zu tun, und ist immer dem jeweiligen Zeitgeist unterworfen. Dies unterscheidet die Ansprüche an die Werke der lebenden Künstler, von denen der schlafenden Epoche um 1850 ganz massiv. Von überhaupt aller Kunst und allen Künstlern, die bereits das Zeitliche gesegnet haben: Für diese gilt und gelten schlicht völlig andere Regeln.

Ich sage, dass Kunst noch nie so progressiv und innovativ war, wie sie sich in den vergangenen wenigen Jahren entwickelt hat. Und ich weiß mein 1.) wissenschaftliches Wissen, 2.) meine rationalen Kunstmarkt-Einschätzungen und 3.) meinen ganz persönlichen emotionalen Geschmack akkurat voneinander zu trennen.

Es wird damit Zeit für die Staaten. Ich will und werde nach Beendung meines Studiums im kommenden Sommer nach New York. Für mindestens sechs, neun Monate. Diese Metropole ist die Kunststadt Nummer Eins, wo ich nicht nur enorm viel lernen kann, sondern dies alles in einer sehr viel kürzeren Zeit. Außerdem ist mir die Tatsache sehr sympathisch, dass die New Yorker stets rennend unterwegs sind. Kunstmarkt bedeutet vielfach einfach Tempo. Deswegen auch wollte ich Kunsthistorikerin werden und nicht Künstlerin.

Art is Art and Everything Else is Everything Else.

Veröffentlicht von

PetissaPan

PetissaPan studiert interessiert & neugierig das Leben, und schafft nebenher, leidenschaftlich und fleissig Kreativität, Text & Mode. Sie geht mit offenen Augen & Sinnen durch die Welt, und saugt Inspirierendes & Bereicherndes auf. PetissaPan ist und kreiert leicht, weich, romantisch, verspielt und wunderbar verträumt. Is your world little to mainstream? PetissaPan created an own.

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